Pfarrer Markus Söffge - Predigt am 7. Februar 2021

Pfarrer Markus Söffge - Predigt am 7. Februar 2021

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Pfarrer Markus Söffge - Predigt am 7. Februar 2021

Predigt am Sonntag Sexagesimae

Lukas 8,4-15 Das Gleichnis vom Säemann


Liebe Gemiende,

im Grund hat es die Deutung von Jeus überhaupt nicht gebraucht. Es ist an den Bildern, die er für sein Gleichnis benutzt hat, gut zu erkennen, worum es geht – erst Recht für die Zuhörer:innen Jesu, die auf dem Land lebten und ständig damit zu tun hatten, was wann wie wo am besten gesät werden kann, damit die Saat einen guten Ertrag bringt. Denn die Aufgabe und das Ziel sind immer gleich: Sieh zu, dass du den besten Boden erwischst, bzw. sieh zu, dass du selbst der Siegerboden bist.

Das war damals so und daran hat sich wenig geändert. Ob beim Sport im Kampf um den Pokal oder das Podest, oder in der Wirtschaft die auf den DAX schielt, die Unternehmen mit den höchsten Gewinnen und der besten Rendite preist.

Wer ist der Erste beim Impfstoff – wer sind die Ersten, die geimpft werden – wer darf als Erstes wieder alles… Es geht immer um Optimierung. Was also sollte man davon hören und nicht verstehen??? Egal ob damals oder heute?

Aber so gelesen und ausgelegt zielt das Gleichnis Jesu nicht nur in die falsche Richtung, sondern es ist auch noch absolut weltfremd. Denn zur Lebenswirklichkeit ALLER Menschen, zu ALLEN Zeiten gehört, dass viel häufiger etwas schiefgeht, als dass es gelingt.Misslungene Versuche und Scheitern sind eher unser Alltag - gut gemeint ist nicht gleich gut gemacht.

Und klar, unser Scheitern wirkt umso lächerlicher, je besser unsere Absichten sind. Deshalb können alle, die sich gut meinend für eine bessere Welt, ein besseres Leben, einen besseren Umgang mit der Umwelt einsetzt, so leicht beim Scheitern beobachtet werden. Das ist bitter. Und gleichzeitig müssen wir zugeben, dass es auch Spaß macht, anderen beim Scheitern ihrer gutgemeinten Versuche zuzuschauen – das Internet ist voll von Beispielen, die mit großer Freude geschaut werden. Und natürlich macht es am meisten Spaß, zu sehen, wenn die, die meinen, sie wüssten und könnten alles besser, mal richtig in der Torte landen.

Ich lese deshalb das Gleichnis heute gegen seine auf den ersten Blick vermutete Absicht, Ansporn zum Sieg der Saat auf dem besten Boden zu sein.

Und das entspricht meiner Ansicht nach auch viel eher dem, was Gott, der Sämann, da tut: Verschwenderisch streut er mit großem Wurf die Saat und nimmt in Kauf, dass auch mit bester Absicht ausgestreuter Samen nicht immer aufgeht. Und bestätigt auch diese Erfahrung: Der Samen auf dem Weg ist nicht völlig verloren, denn die Vögel freuen sich daran und die wollen ja auch leben. Und selbst unter dem Dornengestrüpp entstehen zarte Pflänzchen.Das hat uns Corona ganz deutlich gezeigt: Wie viele neue Pflänzchen sind entstanden, digital, über Grenzen hinweg verbindend, die Offene Kirche mit den Bildern, der Zoom-Gottesdienst, vieles mehr. War da immer der große Wurf dabei? Bestimmt nicht. Aber viel guter Wille, großes Engagement und der Mut, ganz neue Dinge auszuprobieren. Unser Wunsch, etwas zu verändern, beim Wachsen und Aufziehen der Saat mitzumachen, ist da und ist groß und wird so meine ich, von Gott belohnt.

Mit allem bauen wir mit am Reich Gottes. Denn was wir an Gutem austeilen hat in seinem Kern, seiner Samen DNA, das volle Potential, aufzugehen. Gott, so lese ich es aus dem Gleichnis, unterstützt all unser Bemühen, unser Versuchen, unser Scheitern UND unser Gelingen. Und wie wunderbar und erfrischend ist es, wenn wir der „heitere Haufen“ von Menschen sind, die es immer wieder versuchen, obwohl wir immer wieder versagen.

Für mich ist das Gleichnis ein Plädoyer Gottes: Gebt nicht auf; behaltet den Mut, zu Versuch und Scheitern. Bewahrt den Humor und die Leichtigkeit, damit umzugehen, seid gnädig miteinander und vergebt einander, wenn etwas schief geht.

Verlasst euch darauf: Gottes gute Saat, die er unermüdlich in verschwenderischer Fülle aussät, geht niemals aus.

AMEN

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